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Neues Zentrum für Schmerztherapie im Klinikum Leer

Im Klinikum Leer bietet das Zentrum für Schmerztherapie seit Anfang April die „Multimodale Schmerztherapie“ für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen an.

Nach der europaweiten „The Painful Truth“-Studie aus dem Jahr 2013 zufolge leiden etwa ein Drittel aller Erwachsenen in Europa an chronischen Schmerzen. Im Durchschnitt leben diese Erwachsenen bis zu sieben Jahre lang mit den chronischen Schmerzen ohne eine adäquate Behandlung. Ein Fünftel der Erwachsenen mit chronischen Schmerzen leidet 20 Jahre oder länger ohne eine Behandlung.1 Für Patientinnen und Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden und ihr Leben durch den Schmerz beherrscht oder beeinträchtigt wird, bietet die „Multimodale Schmerztherapie“ weitergehende Behandlungsmöglichkeiten.

Im Klinikum Leer bietet nun das neue Zentrum für Schmerztherapie im Rahmen der „Multimodalen Schmerztherapie“ eine individuelle Therapie für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen. Das Zentrum für Schmerztherapie setzt sich zusammen aus Ärzten, Algesiologischen Fachkräften und Pflegekräften aus den Fachbereichen Anästhesie, Wirbelsäulenchirurgie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Neurologie und Physikalische Therapie am Klinikum. Durch diese Synergien stehen vielfältige Behandlungsoptionen nach neuestem Standard zur Verfügung. Klinikübergreifend kann so für eine optimierte persönliche schmerztherapeutische Betreuung der Patientinnen und Patienten gesorgt werden.

„Mit der Einrichtung des Zentrums für Schmerztherapie bieten wir unseren Patientinnen und Patienten einen weiteren Behandlungsschwerpunkt mit neuen Behandlungsmöglichkeiten an.“, so Holger Glienke, Geschäftsführer der Klinikum Leer gGmbH. „Mit dem Oberarzt Romany Azer haben wir einen weiteren erfahrenen Facharzt im Bereich Schmerztherapie dazu gewonnen. Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen werden durch unser interdisziplinäres Team mit Therapien nach dem neusten Standard bestmöglich versorgt.“, ergänzt Dr. med. Hans-Jürgen Wietoska, Ärztlicher Direktor der Klinikum Leer gGmbH.

Eine Schmerztherapie umfasst mehr als nur die Einnahme verschiedener Medikamente. Es geht vielmehr darum, die Lebensqualität und die Arbeitsfähigkeit des Betroffenen so zu verbessern, dass die Schmerzen quasi zur „Nebensache“ werden und nicht das alltägliche Leben bestimmen. Eine Vielfalt an Maßnahmen trägt dazu bei, dass der Schmerzpatient von diesem Ergebnis profitieren kann. Das Ziel der Schmerztherapie ist es, die Patientinnen und Patienten in einem deutlich gebesserten Zustand mit reduzierten Schmerzen und mit einer verbesserten Lebensqualität zu entlassen. Individuelle Ziele werden mit jedem/er Patienten/in einzeln festgelegt und können zum Beispiel das Wiedererlangen von Alltags- und Berufsfähigkeiten oder die Verringerung der Bewegungsangst betreffen.

Eine Behandlung im Zentrum für Schmerztherapie beginnt mit der Beantwortung eines ausführlichen Fragebogens, nachdem der behandelnde Haus- oder Facharzt Kontakt mit dem Schmerzzentrum aufgenommen hat und die Indikation gestellt wurde. Die Behandlung dauert in der Regel zwei bis drei Wochen.

Zentrale Indikationen für eine multimodale Schmerztherapiebehandlung bei Patienten sind chronische und therapieresistente Schmerzen in den Bereichen Rücken oder Gelenke (z. B. Knie, Hüfte oder Schulter), Rheumatische Erkrankungen sowie Tumor-, Nerven- und Kopfschmerzen.

Es sollten mindestens drei der folgenden Voraussetzungen vorliegen:

  • Manifeste oder drohende Beeinträchtigung von Lebensqualität und/oder am Arbeitsplatz
  • Misserfolg von vorheriger unimodaler Schmerztherapie, schmerzbedingter OP oder Entzug
  • Bestehender Medikamentenabusus oder –abhängigkeit (z. B. Fentanyl-, Oxycodon-, Tilidin-Abhängigkeit)
  • Schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung (z. B. Depressionen, Ängste, Stressstörungen)
  • Gravierende somatische Begleiterkrankung (z. B. Herz-, Niereninsuffizienz, COPD)

Im Rahmen einer geplanten Behandlung erhält der/die Patient/in einen Termin für ein Erstgespräch. Hier wird dann der Fragebogen besprochen und ausgewertet, um möglichst viele Informationen über die Beschwerden des Patienten zu erhalten. Eine körperliche Untersuchung und ein ausgiebiges Aufnahmegespräch gehören ebenfalls dazu. Danach wird die Indikation für eine stationäre Aufnahme beurteilt und ein individueller Therapieplan für die stationäre Behandlung erstellt, der nach der jeweiligen Schmerzerkrankung des Betroffenen ausgerichtet ist (z. B. Rücken- oder Kopfschmerzen) und bei Bedarf während der täglichen Visite oder in den wöchentlich stattfindenden fachübergreifenden Fallkonferenzen angepasst wird. Die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt bei zwei bis drei Wochen.

Das grundsätzliche Ziel einer Behandlung ist darauf ausgerichtet Alltags- oder Berufsfähigkeiten wiederzuerlangen, aber auch Einschränkungen abzubauen und eine Hinwendung zu gesundheitssportlicher Aktivität im Alltag zu erreichen. Dazu gehört auch eine ggf. vorhandene Verringerung von Bewegungsangst und eine Veränderung des Risikoverhaltens sowie die Erarbeitung eines bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses.

Diagnostik- und Therapieschwerpunkte sind insbesondere folgende:

  1. Schmerztherapeutische Diagnostik
  2. Psychotherapeutische Diagnostik
  3. Physiotherapie und Manuelle Therapie
  4. Ausführliche Aufklärung über chronische Schmerzen und die Schmerztherapie
  5. Multimodale psychosomatisch-psychotherapeutische Betreuung
  6. Transkutane elektrische Nervenstimulation
  7. Medikamenteneinstellung und ggf. Entzug
  8. Nerven-, Gelenk- oder Muskel-Einspritzung unter modernen bildgebenden Verfahren
  9. Therapeutische Schmerzinfusionen
  10. Ernährungsberatung

Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Homepage unter folgendem Link https://klinikum-leer.de/kliniken/zentrum-fuer-schmerztherapie. Eine Terminvereinbarung ist über das Sekretariat unter der Telefonnummer 0491 86-1121 möglich.

 

BU: Das Team des Zentrums für Schmerztherapie (v. l. n. r.): M.D. Romany Azer (Oberarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin), Stephan Scholz (Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie), Prof. Dr. Peter H. Tonner (Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin), Dr. Anke Petersen (Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) und Prof. Dr. Sylvia Kotterba (Chefärztin der Klinik für Geriatrie/Neurologie).

1 Die Wahrheit über Schmerz – Der Status der Schmerzversorgung in Europa (2013) – Boston Scientific Corperation.