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Welttag für psychische Gesundheit

Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gibt Einblicke in das Thema PTBS

Heute ist der Welttag der psychischen Gesundheit, der 1992 durch die World Federation for Mental Health mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu stärken. Zu diesem Anlass haben wir unsere Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Dr. med. Anke Petersen, zu einer psychischen Erkrankung befragt - der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Frau Dr. Petersen, was versteht man unter einem Trauma?

Ein Trauma ist eine schwere seelische Verletzung, die durch ein extrem belastendes Erlebnis ausgelöst werden kann. Als traumatisierend werden Ereignisse wie schwere Unfälle, Erkrankungen und Naturkatastrophen, aber auch Erfahrungen erheblicher psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt sowie schwere Verlust- und Vernachlässigungserfahrungen bezeichnet. Sie hinterlassen verstörende, seelisch kaum integrierbare Erfahrungen. Je nach Schwere und Art der erlebten Traumatisierung entwickeln ca. 25-30 % der Betroffenen in Folge Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). In diesen Fällen ist professionelle Hilfe und eine traumatherapeutische Behandlung notwendig.

Unter welchen Symptomen leiden die Betroffenen?

Die Hauptsymptome einer posttraumatischen Belastungsstörung sind u. a. unwillkürliches Erinnern und Wiedererleben des Traumas (Intrusionen und Flashbacks), Alpträume, Gedanken- und Gefühlsvermeidung, Nervosität, äußere und innere Unruhe sowie Reizbarkeit.

Wie wird eine PTBS behandelt?

In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Leer bieten wir eine komplexe traumazentrierte psychotherapeutische Behandlung in einem störungsspezifischen Behandlungsbereich an.

Unser Behandlungsangebot richtet sich an Patienten, die ein Akuttrauma, Monotrauma oder bei grundsätzlicher stabiler Persönlichkeitsstruktur auch Komplextraumatisierungen erlebt haben und aufgrund ihrer Traumatisierung eine PTBS oder eine Angststörung entwickelt haben. Ein traumatherapeutischer Behandlungsblock dauert zwischen 8-12 Wochen. Bei Indikation bieten wir ebenfalls Intervalltherapie an. Alle Patienten erhalten zweimal wöchentlich einzeltherapeutische Sitzungen und eine Facharztvisite. Außerdem wird die traumaspezifische Psychotherapie über die gesamte Dauer der Behandlung mit Spezialtherapien, wie z. B. Ergo- und Kunsttherapie, Imagintaionsübungen, Soziales Kompetenztraining, Skillgruppe und Psychoedukation, begleitet.

Wie ist die Therapie in der Klinik aufgebaut?

Unsere integrative Traumatherapie erfolgt in drei aufeinander aufbauenden Schritten. Nach eingehender Diagnostik steht am Anfang der Therapie vor allem die Stabilisierung des Patienten und die Vorbereitung der Traumaarbeit im Vordergrund. In dieser ersten Phase erhalten die Patienten ein verbessertes Verständnis zu ihrer Erkrankung. Sie erlernen Strategien, wie sie besser mit den Symptomen der PTBS umgehen und mehr Kontrolle über die Erkrankung erlangen können.

Bei ausreichender Stabilität folgt darauf die zweite Phase mit traumafokussierter Konfrontation mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Es erfolgt eine aktive Auseinandersetzung und Verarbeitung der traumatischen Erfahrungen durch eine bilaterale Augenstimulation.

In der dritten und letzten Integrationsphase geht es darum, das verarbeitete Trauma in die Biographie zu integrieren, um zukunftsorientiert arbeiten zu können.

 

Die Klinik:

Das Team der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Leer bietet seit 2015 ein leitlinienorientiertes multimodales und multiprofessionelles Behandlungskonzept an. Derzeit werden im vollstationären Bereich 48 Behandlungsplätze und im teilstationären Bereich 14 Behandlungsplätze angeboten. Seit 2021 wird eine spezielle Schwerpunktbehandlung im Traumabereich durchgeführt. Im Medizinischen Versorgungszentrum umfasst die Behandlung ambulante Psychotherapie und psychosomatische Sprechstunden.